Die Geschichte der Spillmannsgasse und der Spillmannsgasser Junge (1955 - 1995)
Die Spielmannsgasse kann auf eine alte wechselhafte Geschichte zurückblicken. Dies bezieht sich nicht nur auf die verschiedenen Geschehnisse durch die Jahrhunderte, sondern auch auf die Namen, die sie im Laufe der Zeit erhalten hatte.
Im Jahre 1106 wurde die heutige Spielmannsgasse in einer Ratsverordnung als Clingelsgassen erwähnt. Hier wurden nach der 2. Stadterweiterung fahrendes Volk und Musikanten, eben Spielmänner, angesiedelt. Unter dem Namen Spilemansgassen wurde sie 1263 in den Schreinbüchern (heutiges Grundbuch) amtlich erwähnt. Weitere Erwähnungen unter diesem Namen lassen sich in den Jahren 1400 und 1456 finden. In den folgenden Jahrhunderten tauchten immer andere Schreibweisen der Spielmannsgasse auf. So findet man:
1478 im Schreinsbuch die Schreibweise "Spiylmansgasse
1571 taucht im Mercatorplan die Schreibweise "Die Spilmansgaß" auf
1660 wird sie "Spilmansgasse" und
1797 "In der Spielmansgasse" genannt.
Von der französischen Besatzungsmacht stammt der Name "Rue de Bobineurs" (Straße der Spulmacher), durch die später die deutsche Bezeichnung "Spulmannsgasse" entstand. Diese Benennung resultierte aus dem Irrtum des ehemaligen Rektors der Kölner Universität, Franz Ferdinand Wallraf, der möglicherweise das Spill auf dem Schiff mit der Spule der Weber verwechselte, und so sie Spillmannsgasse mit den Webern in Verbindung brachte.
Die letzte Umbenennung fand im Juni 1976 statt. Dank der Bemühungen des damaligen 1. Vorsitzenden der Spillmannsgasser Junge, Heinrich Hansmann, wurde die Straße feierlich wieder in "Spielmannsgasse" umgetauft.
An den Namen "Spulmannsgasse", den die Straße aus einem Irrtum heraus 168 Jahre getragen hatte, erinnert heute nur noch der Gedenkstein in der Spielmannsgasse, der am 15.10.1955 feierlich eingeweiht wurde. Dieser Stein wurde auf Betreiben der Spillamnnsgasser Junge unter Dombaumeister Prof. Weyers hergestellt und in die historische Eselsrückenwand neben dem Kruzifix eingelassen.
Und damit sind wir schon bei der Geschichte der Spillmannsgasser Junge. In Erinnerung an seine schöne Jugendzeit in der Spulmannsgasse, kam Alouis Ulderich, der bekannte Boxsportler, auf den Gedanken, die ehemaligen Mädchen und Jungen aus der Spulmannsgasse zusammenzurufen. Durch Adressensammeln und Zeitungsaufrufen kamen in der Sportklause A.Ulderich etwa 150 ehemalige Spulmannsgässer zusammen. Ähnlich wie bei einem Klassentreffen wurden alte Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse ausgetauscht. Es war ein Erlebnis für alle und man beschloß, sich jeden ersten Samstag im Monat wiederzutreffen. Bald wurde daraus der Verein "Spillmannsgasser Mädche un Junge". Als Präsident wurde Jacob Klein gewählt. Später wurde daraus der Veedelsverein "De Spillmannsgaß".
Nach einigen Querelen untereinander trat ein Teil aus diesem Verein aus. Unter Führung von Heinrich Hansmann und Adolf Edeling wurde am 16.03.1955 in der Gaststätte Lob in der Waisenhausgasse der Kölner Veedelsverein "Spillmannsgasser Junge e.V." gegründet, die Geburtsstunde unseres heutigen Vereins. Am 06.04.1955 wurde er ins Vereinsregister zu Köln unter der Nummer 24 VR 2464 eingetragen. Ziel des Vereins sollte die Pflege kölnischen Brauchtums, Kölner Kultur und Mundart sein. Als erster Vorsitzender wurde Hein Pauli gewählt, er unterstützt noch heute als "Ahle Präses" den Verein.
Am 21.Mai 1955 fand nach der Weihung der Vereinsfahne durch Pastor Friedhoff (Pfarre St. Johann Baptist) ein Frühlingsfest statt. Nach dem ersten Kaffeeklatsch für die "Ahle us dem Veedel" im September 1955 folgte am 15. Oktober 1955 die Einweihung des Gedenksteins. Anfang November fand die erste Feier zum 11.11. im Gasthaus Sion Risch statt und 1956 die erste Große Sitzung im Hause des Kölner Karnevals. Die meisten dieser Veranstaltungen werden noch heute durchgeführt.
Das Frühlingsfest fand allerdings erst 1969 seine Fortsetzung. Der Bau der Severinsbrücke war schuld an dieser Zwangspause. Aber seit diesem Jahr wird zum Patronatsfest von St. Johann Baptist drei Tage lang die "Spillmannsgasser Kirnes" gefeiert.
In den ersten Jahren nach Gründung der Spillmannsgasser Junge zog man mit einer Auftrittsgruppe samt Tambourzug durch die Säle von Köln, um sich langsam einen Namen zu machen. Es wurden kölsche Stücke und Lieder geboten, die von Heinrich Hansmann geschrieben und einstudiert wurden. Nach einigen Jahren wurde diese Gruppe aus Nachwuchsmangel und Zeitgründen aufgelöst. 1980 wurde diiese Tradition vom Möhneballett der Elferratsdamen für 10 Jahre fortgesetzt.
Wie es sich für einen Brauchtumsverein gehörte, nahmen die Spillmannsgasser Junge auch an den Veedelszöch teil. Schon bei der ersten Teilnahme erreichte man den 3. Preis der Jury. Viele gute Plazierungen in den folgenden Jahren wurden gekrönt durch den 1. Preis im Jahre 1972 mit dem Thema "Vater Rhein". Leider waren die Festwagen für den nächsten tag verliehen, so daß die Gruppe nicht am Rosenmontagszug teilnehmen konnte.
Ein Utensil, das ebenfalls zum Karneval gehört, sind die Orden. Neben Motiven aus dem Leben im Verein und der Spielmannsgasse wurde 1965 ein Orden in Buchform präsentiert. Er enthielt die Geschichte der Spielmannsgasse ab 1106. Im Jahre 1970 folgte ein zweiter Buchorden mit der Geschichte der Stadt Köln ab 100.000 vor Christi. Beide wurden von dem damaligen Präsidenten Heinrich Hansmann in mühevoller Kleinarbeit zusammengestellt.
Die Pflege des Brauchtums beschränkt sich aber nicht nur auf die festen Veranstaltungen und die Karnevalszeit, sondern setzt sich in monatlichen Treffen der Mitglieder, Museums- und Theaterbesuchen, Kirchenführungen und Fußgänger- bzw. Bilderrallyes in und über Köln fort. 1976 hatten die Spillmannsgasser Junge die Möglichkeit, ihren Humor in der Fernsehshow "Spiel mit mir" von Joachim Fuchsberger zu beweisen und 1986 wurde das Vereinslied für die 13. Folge der "Kölschen Evergreens", eine Schallplattenreihe der Kreissparkasse, mit Willi Millowitsch aufgenommen. Auch der WDR zeigte Interesse an den Spillmannsgasser Junge. Er produzierte 1985 eine Reportage über die Vorbereitung von Vereinen für den Veedelszoch.
Vier Präsidenten hatten die Spillmannsgasser Junge in den 40 Jahren ihres Bestehens: 1964 wurde Hein Pauli durch Heinrich Hansmann abgelöst, der dieses Amt bis 1980 inne hatte. Bis 1988 war dann Leo Heinen in diesem Amt und seit dieser Zeit führt Hans Goertz den Verein. Der Vorstand wird vervollständigt durch Peter Rasch als Schriftführer, schon seit 20 Jahren im Amt, und durch Heike Hemm als Kassiererin. Sie ist die erste Frau im Vorstand der Spillmannsgasser Junge.
aus der Festschrift: „40 Jahre Spillmannsgasser Junge“ im Jahr 1995
Die Geschichte der Spillmannsgasser Junge
von 1955 bis 1980
Aus der Festschrift: „25 Jahre Spillmannsgasser Junge“von 1980
16.03.1955
Vereinsgründung in der Gaststätte Lob, Waisenhausgasse
06.04.1955
Eintragung ins Vereinsregister zu 24VR2464
1. Vorsitzender: Hein Pauli
2. Vorsitzender: Adolf Edeling
2. Vorsitzender und Festleiter: Heinrich Hansmann
21.05.1955
Feierliche Weihung der Vereinsfahne durch Pfarrer Friedhoff, Pfarre St. Johann Baptist, anschließend Gründungs- und Frühlingsfest im Brauhaus SION RISCH
21.09.1955
1. Kaffeeklatsch für die Ahle us der Spillmannsgass.
Als Ehrengast nahm Winand Müller - Prinz Winand 1955 - teil.
Bis heute ununterbrochen jährlich durchgeführt.
15.10.1955
Feierliche Einweihung des von der Dombauhütte unter Dombaumeister Prof. Weyrers hergestellten Gedenksteines (eingelassen in die historische Eselsrückenwand in der Spillmannsgasse). Festreden hielten Oberbürgermeister Theo Burauen und der Leiter des Amtes für Kölnisches Brauchtum Dr. Josef Klersch.
07.11.1955
1. Sitzung, 11.-im 11.-Feier im Brauhaus SION RISCH.
Präsidium: Toni Brechner
17.01.1956
1. Sitzung im Hause des Kölner Karnevals (Funkenburg), Sachsenring.
Durchgeführt bei Bier und DM 2,50 Eintritt.
Präsidium: 1. Abt. Heinrich Hansmann
Präsidium: 2. Abt. Adolf Edeling
Als Ehrengast: Oberbürgermeister Theo Burauen
13.02.1956
1. Teilnahme im Veedelszog:
3. Preis Thema: Kirmes en d'r Spillmannsgass
Juni 1956
1. Kirmesfeier in der Spillmannsgasse nach dem Kriege
19.11.1956
Gedenkstunde am Totenmalin der Spillmannsgasse.
Ansprache: Heinrich Hansmann
20.02.1957
Sitzung im Hause des Kölner Karneval, Sachsenring.
Präsidium: 1. Abt. Heinrich Hansmann
Präsidium: 2. Abt. Adolf Edeling
10.11.1959
Einweihung der Severinsbrücke durch Konrad Adenauer.
Der Vorstand der Spillmannsgasser Junge erhielt Ehrenplätze auf der Ehrentribüne.
Januar 1963
1. Sitzung im Festsaal Sartory.
Präsidium: Heinrich Hansmann
Januar 1963
Heinrich Hansmann zum 1. Vorsitzenden gewählt
Januar 1965
1. Buchorden: Geschichte der Spillmannsgasse ab 1106.
Daten und Fakten zusammengetragen aus der Stadtbibliothek vom
1. Vorsitzenden Heinrich Hansmann
24.01.1966
Sitzung mit Folklore-Gruppe aus Lille (Frankreich)
Juni 1966
1. Schiffstour mit Dampfer GOETHE: 800 Teilnehmer
16.06.1969
1. Kirmes nach der 13-jährigen Zwangspause durch den Brückenbau
20.01.1970
2. Buchorden: Die kurzgefaßte Geschichte der Stadt Köln ab 100.000 vor Christi. Der Inhalt des Buches wurde auf seine Richtigkeit geprüft von
Dr. Max Leo Schwering, Leiter des Amtes für Kölnische Brauchtumspflege, und vom Römisch-Germanischen Museum. Zusammengetragen und zusammengestellt von Heinrich Hansmann
14.02.1972
1. Preis der Veedelszög. Thema: Vater Rhein früher und heute
18.08.1975
Fotomontage auf einer Grafik von der Spillmannsgasse im vorigen Jahrhundert. Vorstand und Mitglieder des GROSSEN RATES. Das Original hängt im Vereins-Lokal "Bei de Fründe", Severinsstraße.
Juni 1976
Spulmannsgasse nach 160 Jahren wieder SPIELMANNSGASSE.
Die irrtümliche Bezeichnung wurde in der Franzosenzeit durch Rektor Walraff von der Kölner Universität verursacht.